Komplexität akzeptieren
Komplexität ist unausweichlich. Unsere Welt war schon immer komplex und wird es auch immer bleiben. Sie zu verneinen, oder Wege zu finden, um Komplexität zu reduzieren, sie gar zu verhindern, ist unmöglich und führt zu keinen Ergebnis. Was auch immer wir tun, wir kommen nicht an dieser Tatsache vorbei. Und kamen es auch in der Vergangenheit nicht. Unausweichlichkeit eben.
Die Frage allerdings ist: Was können wir tun, um mit Komplexität umgehen zu können. Den Kopf in den Sand stecken? Immer mehr Regeln und Möglichkeiten schaffen, um noch weniger zu begreifen? Oder uns der Situation stellen und Ideen entwickeln, die es uns möglich machen, komplexes anfassbar zu machen.
Was ist überhaupt Komplexität?
Unter Komplexität versteht man die Tatsache, dass Situationen und Sachverhalte unendliche viele Wechselwirkungen und Wirkzusammenhänge haben, dass sie für unseren Verstand nicht mehr kontrollierbar sind. Komplexe Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass es zu viele unlogische Verbindungen gibt und gleichsam zu viele Überraschungen im System, dass kausale Logiken gänzlich fehlen. Im Gegensatz zu Kompliziertem ist Komplexität eine objektive Situation. Kompliziert sind Dinge nur so lange, bis wir sie verstanden haben, danach werden sie einfach. Also ein subjektives Empfinden.
Ein Beispiel für Komplexität:
Nehmen wir den Bahnverkehr in Deutschland. Auch wenn das Unternehmen, das diesen betreibt nicht immer gern genannt wird, bin ich dennoch ein Fan von ihnen. Insbesondere nach dem ich verstanden habe, dass es sich um ein komplexes System handelt, welches nicht mal eben einfach behandelt werden kann. Zwar beschäftigt das Unternehmen unzählige Fachkräfte, die sich um die Fahrpläne und deren Einhaltung kümmern, doch gelingt es dennoch nicht, Unwägbarkeiten zu vermeiden.
Angenommen ein Regionalzug zwischen Dortmund und Köln verspätet sich um wenige Minuten, weil eine Signalstörung vorliegt, kann dies ohne weiteres zu einer 2-stündigen Verzögerung auf der Strecke Berlin - München kommen. Warum? Weil so viele unklärbare Zusammenhänge existieren, dass es ein strukturiertes System nicht schaffen kann, dies auszugleichen. Komplex eben.
Was hilft also, um mit wachsender Komplexität umgehen zu können?
Seit ca. 100 Jahren beschäftigen sich Forschung und Wissenschaft damit, möglichst klare Strukturen zu schaffen, die der Komplexität etwas entgegen wirken können. In den letzten 20 Jahren sind diese Faktoren sogar exponentiell gewachsen, was bedeutet, wir haben inzwischen ein vielfaches mehr an Erkenntnissen, die uns Glauben machen, wir hätten die Komplexität im Griff.
Erschwerend kommt hinzu, dass auch Unternehmen im Sinne des Taylorismus seit jeher versuchen, den Mensch in seine Schranken zu weisen und diesen in Systemen und Strukturen einzubinden. Immer in dem Irrglauben, Menschen könnten nicht komplex denken und handeln. Ist das wirklich so?
3 wesentliche Faktoren, die helfen mit Komplexität umgehen zu können.
Wenn ich an erste Situationen denke, in denen ich mit Komplexität konfrontiert war, fällt mir auf, dass ich genauso gehandelt habe, wir es die aktuelle Gedankenwelt vorsieht. Ich habe Hypothesen gebildet, habe ausprobiert, habe Fehler gemacht und habe umgedacht. Genaus das ist es, was es braucht:
Faktor 1: Intuition
Intuition oder besser bekannt als das Bauchgefühl, das wir Menschen eben haben, hilft uns dabei in komplexen Situationen entsprechend zu reagieren. Wir haben in unserem Leben Erfahrungen gesammelt und greifen erstmal auf diese zurück. Vielleicht in angepasster Form, aber dennoch fühlt es sich erstmal gut an. Intuition bedeutet zu versuchen, mit einer unbekannten Größe umzugehen. Wir haben eine Hypothese, die helfen kann. Und diese fühlt sich richtig an, also versuchen wir es doch einfach mal.
Faktor 2: Initiative
Nicht lange denken und zerdenken, sondern einfach mal loslegen. Komplexe Systeme haben den Nachteil, dass sie sich auch noch stetig verändern können. Da hilft kein Abwarten und Abwägen. Es baucht ein Voranschreiten, wenn auch in dem Bewusstsein, dass das, was wir umsetzen wollen nicht funktioniert. Und wenn es denn dann zum Scheitern kommt ist es gut so. Denn im Scheitern liegt die Chance sich weiterzuentwickeln.
Faktor 3: Kreativität
Wer sagt, Menschen könnten nicht kreativ sein, der irrt gewaltig. Wir alle können das. Manche:r braucht vielleicht einen Anschubser oder eine Methode, um kreativ zu werden. Anderen ist sie in die Wiege gelegt. Dennoch sind wir, unter bestimmten Bedingungen sehr wohl dazu in der Lage neue Ideen zu ersinnen, die in einer Situation hilfreich sein können. Auch hier gilt aber der Grundsatz: Fehler sind Chancen.
Ist das nicht...?
Ich frage mich, ob diese 3 Faktoren nicht ohnehin in der menschlichen Natur fest verwurzelt sind. Sind wir nicht die Spezies, die am anpassungsfähigsten ist. Die, die Welt zu dem gemacht hat, was sie ist? Ist es nicht so, als wären alle großen Errungenschaften daraus entstanden, dass wir uns getraut haben, neue Wege zu gehen?
Insofern stellt sich die Frage, warum wir heute mehr und mehr versuchen unsere Fähigkeiten klein zu halten und verlassen uns auf die Strategen, die uns vermeintlich helfen.
Meiner Meinung nach sollten wir uns auf das besinnen, was wir am besten können.
In diesem Sinne, viel Spaß dabei mit dieser Komplexität umgehen zu lernen.